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Apple MacBook Pro 2021 mit M1 Pro/Max – Erster Eindruck Teil 1

Die Apple Keynote liegt nun ein paar Tage zurück und der Staub, den Apple im Notebook-Markt aufgewirbelt hat, legt sich so langsam. Mittlerweile sind auch weitere Details zu den MacBook Pro 2021 Geräten bekannt, die Apple auf seiner Keynote noch nicht verraten hat. Es wird also Zeit, sich die Geräte mal genauer anzusehen.

Damit das Ganze nicht allzu lang wird, werde ich es splitten und hier im ersten Teil erst mal die neuen SoCs genauer unter die Lupe nehmen.

Neue Chips für Pro-Anwender

Ich denke, wir fangen direkt mit dem großen Elefanten im Raum an: dem neuen Apple Silicon Chip. Dieser sorgte am Montag mit fast schon absurden Werten für den größten Aha-Moment auf der Keynote.

Wie heißen die Dinger nun?

Es gab im Vorfeld ein großes Rätselraten wie die neuen ARM-SoCs heißen werden. Im Raum standen M2 und M1X, Letzteres angelehnt an den Pro SoC der iPad Pro‘s. Ich hatte mich schon im Vorfeld festgelegt, das wir keinen M2 sehen werden. Wir sind immer noch in der ersten Generation der M1 Geräte, da hätte ein Wechsel auf den M2 die anderen Geräte im Line-up (gefühlt) nur unnötig entwertet.
Zur großen Überraschung vieler hat sich Apple bei der Namensgebung anderweitig entschieden. Möglicherweise angelehnt an die iPhone-Versionen heißen die neuen Prozessoren nun M1 Pro und M1 Max.

Apple M1 Pro und Apple M1 Max

Wie eigentlich zu erwarten war, sind die beiden neuen Prozessoren leistungsstärker als ihr Vorgänger (wäre auch etwas komisch wenn nicht). Allerdings ging es nicht nur darum, die neuen MacBook Pros von den bisherigen M1-Geräten abzusetzen, sondern auch die alten Konfigurationen mit Acht-Kern Intel und AMD Navi-Chips zu distanzieren.
Und was soll ich euch sagen, das ist Apple zumindest bisher auf dem Papier eindrucksvoll gelungen. Nicht wenige waren vollkommen verblüfft, was Apple aus der bekannten M1 Architektur herausgeholt hat.

Apple M1 Pro & M1 Max gegenüber gestellt
Quelle: Apple Homepage | DIe beiden SoCs gegenüber gestellt

Allein die Eckdaten im Vergleich zu dem „Basis“ M1 sind schon beeindruckend. Je nachdem welches Gerät man zum Vergleich heranzieht, haben wir beispielsweise auf GPU Seite eine Leistungssteigerung um das 13-fache. Zwar fehlt es noch an unabhängigen Benchmarks zur Bestätigung der Leistung, aber selbst wenn es nur eine 11- oder 12-fache Steigerung wäre, ist diese vollkommen außergewöhnlich.

Zwei neue Dies

Beide neuen Prozessoren, der M1 Pro und der M1 Max, nutzen ihre eigenen Dies. Somit hat Apple zusammen mit dem „Basis“ M1 mittlerweile drei verschiedene M1-Dies veröffentlicht.

Nerdtalk:

Ein Die (oder Plural Dies) ist, kurz erklärt, meist ein rechteckiges ungehäustes Stück Halbleiter-Plättchen. Auf diesem befinden sich Transistoren, Schaltkreise, Mikrosysteme oder Ähnliches. Dies ist also, vereinfacht gesagt, sowas wie die Grundplatte bei einem Lego und die Lego-Steine sind dann die Schaltkreise und Transistoren.

Beide SoCs liegen in zwei Konfigurationen vor: einmal in der maximalen Konfiguration und einmal in einer leicht abgespeckten Version. Allerdings werden nicht beide Chips gleichermaßen abgespeckt. Beim M1 Pro wurde sowohl die CPU also auch die GPU beschnitten. Beim M1 Max hingegen ist lediglich die GPU beschnitten worden.
Zusätzlich gibt es jede Version in zwei verschiedenen Arbeitsspeicher-Konfigurationen: Der M1 Pro kann entweder 16 GB oder 32 GB händeln, der M1 Max 32 GB und 64 GB. Natürlich verbaut Apple bei den neuen MacBooks nur RAM-Bausteine nach dem neueren LPDDR5-6400-Standard.

Die Dies Größen der M1-Famile im Überblick
Quelle: Apple Keynote | die verschiedenen Größen der Grundplatten im direkten Vergleich

Unangetastet geblieben ist jedoch die Neural Engine, hier bekommt ihr weiterhin nur 16 Kerne. Wer sich fragt, wofür diese 16 Kerne sind, dem sei vereinfacht gesagt, dass diese die Berechnungen der KI-Algorithmen übernehmen.
Dementsprechend ergeben sich folgende Unterschiede zwischen der Anzahl der Transistoren:

  • Apple M1: 16,0 Mrd.
  • Apple M1 Pro: 33,7 Mrd. (+ 110,63 %)
  • Apple M1 Max: 57,0 Mrd. (+ 69,14 %)

Das Plus an zusätzlichen Transistoren beim M1 Pro und M1 Max im Vergleich zum M1 nutzt Apple für einen etwas anderen Aufbau der SoCs. Die genauen Unterschiede schauen wir uns aber gleich an, wenn wir zu den einzelnen SoCs kommen.

Mehr Anschlüsse und mehr Hardware-beschleunigtes Decoding

Gegenüber den mit M1 befeuerten Mac’s mit lediglich zwei Thunderbolt 3 (inkl. USB 4) Anschlüssen, stehen mit den M1 Pro und Max drei Thunderbolt 4 (inkl. USB 4) Anschlüsse zur Verfügung. Somit habt ihr nicht nur einen TB-Anschluss mehr, sondern auch der Datendurchsatz wurde kräftig angehoben. Schaffen die M1 Macs über USB4 lediglich 10 Gbit/s, kommen die beiden neuen Chips auf 40 Gbit/s. Damit aber nicht genug. Zusätzlich zu dem TB4-Anschluss können die neuen SoCs nun auch einen HDMI-Port und einen SD-Kartenleser befeuern.

Neben mehr Anschlüssen beherrschen nun beide Chips Hardware-beschleunigtes Decoding und Encoding. Zum Einsatz kommt diese Technologie bei H.264, HEVC (H.265), ProRes und ProRes RAW. Gerade das Hardware-beschleunigte Verarbeiten von ProRes und ProRes RAW dürfte für viele eine große Sache sein. So musste man beim Mac Pro hierfür noch die Apple Afterburner-Karte für schmale 2.300 € zusätzlich hinzukonfigurieren. Wer jetzt denkt: „ok, aber dafür wird dann auch der Mac Pro deutlich besser mit ProRes klarkommen“ – dem ist nicht so. Der Afterburner liegt in etwa auf dem gleichen Niveau wie der M1 Pro und vom M1 Max wird der sogar locker gebügelt.

M1 Pro

Kommen wir aber jetzt mal zum M1 Pro. Der M1 Pro ist die zweitstärkste Ausführung der M1 SoC-Generation. Der M1 Pro ist von der Fläche her in etwa doppelt so groß wie sein kleiner Bruder, der M1. Auf ihm finden nun, je nach Ausbaustufen, entweder 8-CPU-Core und 14-GPU-Core Platz oder in der max. Konfiguration 10-CPU-Core und 16-GPU-Core. In beiden Fällen sind jeweils zwei der CPU-Core sogenannte Power-Efficiency-Kerne.
Der M1 hat jedoch nicht einfach nur mehr Kerne bekommen. Auch der L2-Cache für die P-Core wurde von 12 MB auf 24 angehoben. Bei den E-Kernen bleibt es allerdings bei den 4 MB.
Direkt an den M1 Pro sind zwei Speicherchips mittels 256-Bit-Interface angebunden. Die Bandbreite des Speicherinterfaces wurde zum M1 ebenfalls verdoppelt und beträgt jetzt 200 GBit/s.

Apple M1 Pro mit zwei Speicherchips am 256-Bit-Interface
Quelle: Apple | Der M1 Pro mit zwei Speicherchips am 256-Bit-Interface

M1 Pro Performance

All diese Verbesserungen sind allein so schon für einen ARM-SoC beindruckend. Doch das alles bringt nichts, wenn man die Power nicht auf die Straße bekommt. Wirklich handfeste Vergleiche liefert Apple ja bekanntermaßen selten. Interessant ist auch bei allen nun folgenden Vergleichen, dass für die CPU immer die 10 Core Variante Pate ist.

M1 Pro CPU Vergleiche

Dennoch gibt es zumindest ein paar Zahlen, die erst mal gewaltig klingen. So soll der M1 Pro CPU-seitig 70 % schneller sein als sein Vorgänger. In Sachen Grafikpower sorgen die Verbesserungen sogar dafür, dass die Pro-Variante satte 200 % schneller performt. Auch beim Apple-eigenen Vergleich mit den MacBook Pros der letzten Generation mit Intel Core-i7 und Core-i9 schneidet der M1 Pro hervorragend ab. Den i9 schlägt der neue SoC um Faktor 2, den i7 sogar um Faktor 3,7.

CPU Vergleich Zwischen M1 Pro/Max und dem Intel Core i7
Quelle: Apple | Ein von Apple angestellter Vergleich zwischen M1 Pro/Max und dem Intel Core i7

Jetzt ist ein Vergleich innerhalb des Apple-Ökosystems sicherlich ganz nett, aber wir wussten schon vorher, dass der alte M1 sich nicht vor den alten Intel MacBooks verstecken musste. Ähnliches hat sich wohl auch Apple gedacht und zumindest einen Vergleich zum MSI GP66 Leopard 11 UG (Wer zum Henker denkt sich immer diese Namen von GamingNotebooks aus) geliefert. In diesem steckt der Intel Core i7-11800H mit 8 Kernen auf x86 Basis. Laut Apple soll die CPU Performance zwischen den beiden Chips bei 30 Watt Stromverbrauch bei 170 % liegen. Unter CPU-Volllast soll der neue M1 Pro etwa 70 % weniger Strom verbrauchen als der i7 im MSI Notebook. Allerdings muss man auch einschränkend sagen, dass das MSI Notebook zwar kein schlechtes ist, es aber durchaus noch schnellere Geräte im Windows-Sektor gibt.

M1 Pro GPU Vergleiche

Auch beim Blick auf die GPU-Power muss sich der M1 Pro nicht verstecken. Wie eingangs schon erwähnt, wissen wir, dass der M1 Pro laut Apple doppelt so viel GPU-Leistung hat wie der M1. Auch hier gab es wieder jede Menge Vergleiche mit dem oben erwähnten MSI Notebook.

Verglichen mit dem besagten MSI Notebook übertrifft die Grafik-Power des M1 Pro die des Intel Core-i7-11800H um 700 %. Jetzt muss man aber auch fairerweise wieder sagen, das dieser i7 nur eine abgespeckte iGPU auf Xe-Basis besitzt. In den Intel Prozessoren der U-Serie, der Topserie, ist die iGPU etwa um Faktor 3 stärker. Aber selbst in diesem Fall wäre der M1 Pro immer noch etwa 400 % stärker.

GPU Vergleich M1 Pro vs Nvidia
Quelle: Apple Keynote

Nun sind die Intel iGPU‘s bekanntermaßen kein wirklicher Maßstab in Sachen Grafikpower. Gefühlt ist jede mobile GPU von AMD und Nvidia deutlich performanter als die der Intels. Deshalb gab es auch einen weiteren Vergleich zwischen dem M1 Pro und dem Lenovo Legion 5 (82JW0012US). In diesem steckt neben einem Ryzen 7 5800H auch die Nvidia GeForce RTX 3050 TI Mobile. Auch diesen Vergleich soll Apples eigener Chip gewinnen, wenn auch nur relativ knapp. Dafür verbraucht der M1 Pro nur gut ein Drittel der Leistungsaufnahme zur RTX 3050 TI.

M1 Max

Nachdem wir uns nun den M1 Pro angesehen habe, richten wir den Blick auf den M1 Max. Dieser ist in seiner Grundfläche noch mal doppelt so groß wie der M1 Pro. Auch hier gibt es wieder zwei Ausbaustufen, gemeinsam haben beide die CPU-Einheit. Diese besteht in beiden Versionen aus 8 Power-Core und 2 Efficiency-Core.

Ebenso sind bei beiden Varianten 4 Speicherchips über ein 512 Bit Interface angeschlossen. Der Datendurchsatz des Speicherinterfaces wurde im Vergleich zum M1 Pro nochmal verdoppelt und kann jetzt 400 GB/s pro Sekunde übertragen.
Ebenfalls verdoppelt wurde der ProRes Encoder. Von diesen sind im M1 Max zwei untergebracht.

Apple M1 Max mit vier Speicherchips am 512-Bit-Interface
Quelle: Apple | Der M1 Max mit vier Speicherchips am 512-Bit-Interface

Der einzige Unterschied zwischen den beiden M1 Max Ausbaustufen besteht in der GPU-Einheit. Diese besitzt entweder 24 GPU-Core oder 32 GPU-Core. Die maximale Ausbaustufe der GPU soll satte 10,4 TFLOPS erreichen können.

M1 Max CPU Vergleiche

Diesen Punkt können wir schnell abhaken. Denn es gibt in Sachen CPU Performance keinen Unterschied zum M1 Pro. Beide SoCs sind in diesem Punkt laut Apple scheinbar absolut identisch.

Erwähnenswert ist an dieser Stelle noch, dass mittlerweile für den Geekbench 5.1 Benchmark erste Testergebnisse für den M1 Max aufgetaucht sind. So erreichte der M1 Max in Single-Core Durchläufen 1.745 Punkte. Das sind kaum mehr Punkte als der M1 (1.730) schaffte. Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, schließlich setzten beide auf die gleiche Architektur.

Anders schaut es allerdings im Multi-Core-Test aus. Hier schaffte der M1 gute 7.700 Punkte. Der neue M1 Max schaffte hier wohl sage und schreibe 12.000 Punkte. Das ist eine Steigerung von fast 60 %. Zum Vergleich: ich kenne bisher kaum Notebooks, die die 10.000er Marke knackten. Spontan fällt mir hier nur ein Razer Notebook ein.

M1 Max GPU Vergleich

Bei der GPU spielt der M1 Max ebenfalls in der Champions League mit. Als Referenz nutzte Apple auf der Keynote wieder ein MSI Notebook, genauer gesagt das: MSI GE76 Raider 11UH. In diesem steckt das aktuelle Spitzenmodell von Nvidia, die GeForce RTX 3080 Mobil. Zwar muss sich der M1 Max in Sachen maximaler Leistung knapp geschlagen geben. Allerdings verbraucht der Chip von Apple auch unter Volllast satte 100W weniger als die RTX. Deshalb kann das MacBook, anders als das MSI Notebook, die Leistung jederzeit abrufen – unabhängig davon, ob es am Strom angeschlossen ist oder nicht.

Vergleich zwischen M1 Max und der GTX 3080 Mobile
Quelle: Apple

Wenn das MSI Notebook nicht via Netzteil am Strom angeschlossen ist, zieht es wohl im Vergleich den deutlich kürzeren. In diesem Fall soll der M1 Max ca. 250 % schneller sein.

Kleiner FunFact:

Laut Apple ist das MacBook Pro 14“ mit dem M1 Max im Vollausbau 13x so schnell wie das alte MacBook Pro 13“ mit dem Intel Core-i7.
Allerdings ist das jetzt auch keine allzu große Leistung. Zum einen ist der i7 im alten MacBook nicht die Topversion gewesen, zum anderen besitzt die Kiste nur die Intel iGPU. Das ist in etwa so, als ob ich einen Fiat 500 gegen einen Ferrari antreten lasse. Der Fiat 500 ist kein schlechtes Auto, im Stadtverkehr ist er vollkommen ausreichend. Aber auf der Autobahn oder Rennstrecke sieht der kein Land gegen einen Ferrari.

Zwischen Fazit

Die neuen Prozessoren sind auf den ersten Blick sehr beeindruckend, allerdings gibt es auch noch einige Fragezeichen. So liefern Benchmarks nicht immer ein verzerrungsfreies Bild der Wirklichkeit. Das liegt daran, dass dort auf eine sehr spezielle Weise versucht wird, das Maximum an Leistung abzurufen und zu messen. Im Alltag kommt dies bei den meisten aber selten zum Tragen.

Des Weiteren lieferte Apple weder genaue Angaben zu den eigens erstellten Benchmarks noch zu den exakten Konfigurationen der Vergleichs-Notebooks. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Apple mit seinen SoCs auf das eigene MacOS setzt, die gesamte Konkurrenz hingegen auf Windows. Allein in der Arbeitsweise der Betriebssysteme und deren Optimierungen können schon große Unterschiede zutage treten.

Ebenso muss man sagen, dass die Vergleiche mit den beiden RTX Grafikarten von Nvidia vermutlich nur die halbe Wahrheit zeigen werden. Denn diese suggerieren scheinbar nicht wenigen, dass man vielleicht mit den neuen MacBook Pro-Modellen sogar zocken könnte. Das kann man bestimmt auch bis zu einem gewissen Punkt gut machen, jedoch ist das traditionell nicht Apples größte Stärke.

Daher vermute ich, dass die neuen MacBooks nur in Sachen Videobearbeitung, Fotobearbeitung, Grafikdesign, CAD und allem was in diese Richtung gehen wird, werden mithalten können. Zumal man auch anmerken muss, dass die wenigsten der bekannten PC-Spiele für eine ARM-Architektur ausgelegt sind.